Welche Schachfiguren kaufen?
Sie möchten sich ein vernünftiges Schachbrett mitsamt Figuren zulegen – aber welches empfiehlt sich? Worüber sollte man sich im Klaren sein?
Es gibt Schmuck-Figuren, vielleicht sogar Bretter mit Goldschmuck. Selbst Tische mit eingebautem Spielfeld werden angeboten. Oder so etwas:
This Indonesian-made chess set from Hermès sells for 7,900 US$. Instead, you could buy approximately 220 new chess books with that money. https://t.co/eob5bOk3Sv pic.twitter.com/VbsyJLSWqf
— Olimpiu Di Luppi (@olimpiuurcan) August 26, 2020
Für alle Sets und Bretter gilt: Zweck geht über Design. Es gibt Varianten, die als „turniergeeignet“ gelten und es gibt andere Modelle. Jene sind häufig recht hübsch, manchmal auch etwas teuer. Gelernt habe ich übrigens mit Figuren, die nicht turniergeeignet sind, es gab sie mal aus Plastik in zwei Größen, das Design heißt „Landsknecht“. Die Firma Weible verkauft sie nur noch in der Metall-Ausführung. Ich hatte die kleinere Größe des Plastiksets. Als ich sie dieses Jahr auf ebay wieder erstanden habe, gabs sie nur in der größeren Variante. Meine Töchter im Grundschulalter schätzen die Figuren sehr.
Ein turniergeeignetes Set mit Figuren, Uhr und Brett ist hingegen auch schon für unter 30 Euro zu haben, zum Beispiel hier (Stand November 2020).
Wenn ich eine Schülerin oder einen Schüler bekomme, und es ist noch kein richtiges Spieleset vorhanden, sorge ich dafür, dass fortan eins im Haus ist. Wichtig ist, dass die Figuren nicht ablenken. Wichtig ist auch eine vernünftige Feldergröße.
Der Schach-Weltverband Fide empfiehlt eine Feldergröße von 50 bis 60 Millimeter. Der König soll dabei rund 95 mm hoch sein. In der Bundesliga spielt man mit DGT-Brettern, damit die Züge gleich elektronisch übertragen werden können. Bei der Weltmeisterschaft spielt man hiermit:
Mir gefallen möglichst große Felder, wobei ich die Feldergröße von 60 mm noch nicht überschritten habe.
Wichtiger aber als das Brett sind mir jedoch die Figuren: Mein Lieblingsset war lange das „Fischer Spassky Reykjavik 1972“ Set von House of Staunton, aber wenn man sich die günstigere Variante mit dunkel gefärbten Figuren holt („Ebonized“, also auf Deutsch „ge-ebenholzt“), schubbert die Farbe irgendwann ins verwitterte Braun hinüber. Dabei hat man dann mehr als 150 Euro ausgegeben. Die höherwertige Variante kostet aber mehr als 500 Dollar. Zoll nicht mit einberechnet.
Das House of Staunton hat für das von Krösus Rex Sinquefield finanzierte Luxusturnier in Saint Louis (⇒ Video) auch schöne Figuren entworfen. Nicht ganz billig. Aber die Top-Ten-Profis sagen, es sei ein Erlebnis, damit zu spielen.
Mir ist wichtig, dass das Holz der Figuren nicht abplatzt, wenn man zum Beispiel mit ihnen blitzt. Gute Erfahrungen habe ich mit der Firma Royalchessmall auf ebay gemacht. Für rund hundert Euro habe ich ein Staunton-Set aus Ebenholz und Buchsbaum gekauft, was vergleichsweise günstig ist. Mir gefallen die Figuren jedoch sehr und ich habe sie schon mehrfach mit in den Park genommen, um dort mit ihnen zu blitzen. Und das ist schon etwas ganz anderes, als mit herkömmlichen Figuren zu spielen.
Nun weiß ich nicht, wie die Produktionsbedingungen in Indien sind und manches andere aus deren Sortiment ist nicht immer so detailverliebt designt wie die „House of Staunton“-Produkte oder jene von „Jacques of London“. Einen guten Eindruck macht auf mich auch dieses luxoriöse Set für weniger als 180 Euro (auch das Gewicht von 2,4 kg erscheint mir attraktiv) – eine passende Kiste dazu sollte aber dazugekauft werden.
Can you recognize this young chess prodigy?
A terrific player – and one of the nicest guys around!
📷: Catherine Jaeg pic.twitter.com/G8OT8z3GPR
— David Llada ♞ (@davidllada) October 4, 2020
Sehr gut gefällt mir das Staunton Lardy Design – Preisfrage: Wer ist der junge Mann im Flugzeug? – eine detailreiche Vertiefung in dieses Thema bietet dieser Wikipedia-Artikel. Ich mag zum Beispiel die Morphy Variante mit dem amerikanischen Springer.
Eine Firma aus Frankreich namens Lardy International hatte ein Set mit dem schlichten Namen „Buchsbaumfiguren“ im Programm, was auf Französisch „Pieces en buis“ heißt. Wer so etwas auf ebay findet (Stichworte „lardy international“ oder „pieces buis lardy“), kann zuweilen ein Schnäppchen machen. Aber Achtung: Sorglos hacken kann man damit nicht.
Wer indes gern blitzt und dabei nicht ständig Angst um seine Figuren haben möchte, kann sich auch eine recht günstige Variante der Figuren holen: Staunton, Buchsbaum, turniergeeignet, zum Beispiel hier.
Bei Schachuhren (wenn man gern so wie ich auswärts Blitzschach spielt) gibt es preiswerte Modelle, ich habe aber mehr Geld für eine DGT 2010 ausgegeben. Vielleicht hätte ich ein paar Euro mehr für das Modell DGT 3000 lockermachen sollen. Wie ich hörte, ist der Wippmechanismus verbessert worden. Allerdings hatte ich bislang mit der 2010-Variante keine Probleme. Ich kann mir indes gut vorstellen, dass die Wippe irgendwann hinüber ist, wenn man zünftig und beständig draufkloppt.
Hätte ich lediglich ein Plastik-Set und ein Plastik-Klappbrett, wäre dies vollkommend ausreichend, wenn die Größe stimmt. Alles andere ist nur nice to have, macht aber auch glücklich.