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Schach und Film: The hip shit

Eine bemerkenswerte Kampagne des Cognac-Produzenten Hennessy zeigt Schach so, wie man es bislang noch nicht gesehen hat. Ästhetisch gesehen ein wichtiger Schritt nach vorn und absolut sehenswert. Was Schach mit Cognac zu tun hat? Das lassen wir beiseite.

Warum blieb diese Produktion unbemerkt? Für die Welt ist “The Queen’s Gambit” (siehe ▶ Planet Schach) ein Ereignis, stimmt schon. Aber das hier kam doch überraschend.

Nein, Werbung ist keine Kunst, und vielleicht sind Netflix-Serien auch keine Kunst, aber vom Standpunkt des Filmemachens aus gesehen ist dieser Werbeclip absolut sehenswert. Wie kommt Hennessy zu dieser Werbung? Wäre interessant zu erfahren. Dass man Alkoholmissbrauch und Schach durchaus kritisch betrachten kann, steht ja schon in dem Text zu „The Queen’s Gambit.“

Der Film zur Kampagne „Never stop, never settle“ erzählt die Story eines jungen Schwarzen, der sich mit den schlimmen Jungs vom Washington Square Park trifft und sich ein paar Mal eine blutige Nase holen muss (sinnbildlich), bevor es, na ja, einfach selbst anschauen.

Und noch mehr:

Was dieses Filmchen so sehenswert macht ist aber die formale Ambition. So sieht es aus, wenn echte Film-Könner am Werk sind. Sie suchen sich das richtige Setting, die richtigen Gesichter, sie animieren, collagieren, verfremden und überlagern mit Stimmen, dass es nur so aus dem Vollen bumpert. Einflüsse von Tarantino (“Death Proof”), natürlich Vintage-Stilmittel für den authentischen Touch , aber alles absolut zeitgemäß, schnell und heiß.

Inzwischen hat Hennessy die Clips aus dem Netz entfernen lassen, aber dieser Bericht eines Branchendienstes zeigt sie noch:
⇒ https://musebycl.io/advertising/hennessy-and-droga5-salute-maurice-ashley-first-black-chess-grandmaster-striking-ad

Alle Abb.: Maurice Ashley & The Black Bear School: Never stop, never settle (Hennessy)

Dieser Werbeclip hat jedenfalls das Viertelfinale des Wettbewerbs des US-Mediums Adweek zum Ad of the Year gewonnen, das Halbfinale steht an! Und allein das schon ist großartig. Wir können indes mit unserer Stimme dafür sorgen, dass so ein Clip auch gewinnt. Also der Fairness halber kann man sich auch den Konkurrenzclip anschauen und gegebenenfalls, sollte dieser besser gefallen, auch dafür stimmen. Aber ein Sieg der Schachwerbung wäre ein echter Knaller. Gewählt wird via Twitter (Update 8. Dez. mit aktueller Abstimmung):

Diese Produktion, liebe Leser, ist die Gegenwart. “The Queen’s Gambit” in allen Ehren, und der Erfolg freut mich außerordentlich, ist wirklich so! Doch ausgehend von diesem Clip wünsche ich mir an dieser Stelle viel, viel mehr.

Wäre ich Drehbuchautor, schwebte mir schon etwas vor. Aber so geht es hoffentlich vielen, die im Gegensatz zu mir bereits im Filmgeschäft arbeiten, und es wäre schön, bald die Resultate zu sehen.

Wir leben in einer tollen Zeit und werden später sagen können, wir waren dabei, als Magnus Carlsen alles wegfegte und sich nur dann und wann geschlagen geben musste und auch noch Witze beim Liveblitzen machte. Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt, aber es gibt bereits tolle Signale.

Endlich: der Manga mit Kasparow

Garri Kasparow, der ja schon die ausgezeichneten Partienideen für “The Queen’s Gambit” lieferte, hatte letztes Jahr beim Filmfestival in Cannes die Kooperation mit einem Manga-Produzenten bekanntgegeben: der Titel: “Blitz”. Captain Tsubasa mit Schach, ich würde es gern sehen!

Wie solche Leute sich eine gestaltete Spielfläche als App vorstellen, zeigt die noch nicht ganz ausgereifte Version bei Google Play.

Wie würden die Stars das machen?

Im formellen Sinne passt die visuelle Kunst sehr gut mit Schach zusammen. Man stelle sich vor, wie Quentin Tarantino mit dem Thema umgehen würde. Oder Christopher Nolan, oder John Woo. Oder auch Filmerzähler wie Woody Allen, Martin Scorsese, Sofia Coppola („The Virgin Suicides“) oder Maïwenn („Mon Roi“). Oder Christian Petzold („Undine“).

Gleichzeitig hebt das Team um Magnus Carlsen dank der Kooperation mit Eurosport die Qualität von Schachübertragungen auf ein neues Level. Was beim Skilling Open zu sehen war mit dem Studioambiente und der Regie, auch mit den Qualitäten der Anchorfrau Kaja Snare, war zeitgemäß im besten Sinne. Wir bleiben dran.

1 Responses to Schach und Film: The hip shit

  1. Übrigens nur mal so, weil schon mal die Frage gestellt wurde: Links von dieser Seite aus können nicht gekauft werden und es gibt auch keine sogenannten Affiliate-Programme mit Amazon oder irgendjemanden sonst. Das, was auf dieser Seite verlinkt wird, wird nur deswegen verlinkt, damit es verlinkt wird.

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